Vorübergehend Heimatlos

Im Hintergrund singt Gisbert zu Knyphausen sein „Neues Jahr“ und ich sitze in meinem Bett. Schaue an die Wand. Sie ist gefüllt mit Erinnerungen an vergangene Zeiten. Schöne Zeiten.

Es ist der letzte Montag, den ich für lange Zeit in dieser Stadt verbringen werde. Die Sonne scheint, es war fast warm, aber das bemerkte ich nur an meinem offenen Fenster. Von innen. Ich konnte heute nicht das Haus verlassen. Ich war zu schwach mich aufzuraffen. Zu sehr beschäftigt mit den Gedanken an die Zukunft und dabei auch zu sehr beschäftigt mit den „kleinen Teufeln meiner Angst“, die mir dabei immer gerne Pfeile in den Magen schießen.

In den letzten Tagen häufen sich die Fragen, ob ich mich denn schon wieder auf Berlin freuen würde und ich zucke mit meinen verspannten Schultern. Es fühlt sich leer an. Wie gefangen zwischen zwei liebgewordenen Welten. Hin- und hergerissen. Ich möchte mich nicht entscheiden zwischen den beiden. Ich muss es nicht, es ist bestimmt.

Nach einem Monat in Zürich war ich damals ein paar Tage in Hamburg und danach eine Woche in Berlin. Als ich endlich das Boarding überstanden hatte und der Airbus in Richtung Himmel aufstieg, kam mir ein Gedanke in den Kopf, der mich seit kurzem wieder öfter beschäftigt.
In Hamburg angekommen, musste ich ihn direkt mit Carla teilen. So sagte ich ihr, dass ich gemerkt habe, ich könne ohne Berlin nicht. So schön Zürich sein möge, es ist und bleibt meine Heimat. Dieses Gefühl werde ich nicht vergessen und so erinnere ich mich heute daran zurück, denn es ist verschwommen. Das habe ich nicht erwartet.
Vielleicht fällt mir deswegen genau jetzt die Vorfreude auf einmal schwer. Obwohl ich weiß, dass wunderbare Menschen auf mich warten, die mich vermisst haben. Doch dagegen stehen wunderbare Menschen, die ich hier zurücklasse.
Und wenn sich selbst bei einigen Kollegen auf der Arbeit ein wenig Abschiedsschmerz breit macht, sollte mich das eigentlich fröhlich stimmen, aber es tut es nicht. Weil auch ich gerne mit ihnen gearbeitet habe. Aber eben nicht nur gearbeitet, sondern auch gelebt habe, an über einem Drittel meines Tages.

Was bleibt ist der Gedanke daran zurückzukommen. Egal als was, aber ein zweites Zuhause, das behalte ich im Herzen.  Und ich bin mir sicher: bald hängen die Erinnerungen dieser Zeit auch an meiner Wand. Eine schöne Zeit.

Lieblingsort

Attacke

»An die Decke starren. #washilft«

Seit 3 Jahren bin ich dabei. Ich weiß gar nicht wie es anfing. Weiß nicht wie ich das jetzt anfangen soll.

So lange es mich beschäftigt, so lange überlege ich darüber zu bloggen. Im Internet so offen zu sein, wie ich es jeden Tag im Leben versuche. Es ist schwer. Immer wieder hab ich es verschoben. Jetzt fang ich an. Ein Kampf mit mir selbst, den Gedanken und der Zeit.

Lange werde ich überlegen ob ich auf den „Publizieren“ Button klicke. Und wenn ihr es lest, dann hab ich es getan, ist es raus, ist es gesagt.

Seit 3 Jahren bin ich krank. „Trag die kleinen Teufel meiner Angst immer bei mir“. Eine richtige Diagnose hab ich nie bekommen. Irgendwas mit Panik-, Angststörungen und hypochondrischer Sensibilität.

In den letzten 3 Jahren hat sich viel in meinem Leben verändert. Einiges durch, mehr trotz der Krankheit. Immer wieder hab ich einen Therapeuten besucht, der mir aus den tiefsten Tälern herausgeholfen hat. Aber immer wieder kam irgendwann ein neues Tal aus dem ich mich nicht selbst befreien konnte. Die schönen Zeiten und Seiten gab es hier und überall zu bestaunen. Mit den hässlichen blieb ich meistens alleine. Zog nur meine Freunde aus dem Leben (keine Unterscheidung ob online oder offline) mit ein in meine Gedanken. Sie gaben mir Kraft.

Oft quält mich in schlechten Zeiten der Gedanke daran, wie gut es doch all den anderen zu gehen scheint. Wie unbeschwert sie ihr Leben leben ohne hässliche Gedanken die ihnen von ihrem Kopf beschert werden. Wie sie scheinbar ganz normale Dinge ganz normal tun können ohne vorher überlegen zu müssen, ob sie dem gewachsen sind.

Im April 2010 hatte ich meine erste Panikattacke. Es war mein Geburtstag. Ein schöner Tag lag vor mir. Einige Sachen waren geplant, aber nichts riesiges. Als es mich dann am Vormittag überkam, saß ich gerade an meinem Schreibtisch, schaute auf den Bildschirm und ein ganz komisches Gefühl kam in mir auf. Es durchflutete meinen ganzen Körper. Erfasste meinen Kopf und trieb wahnsinnig viele Gedanken in Sekundenbruchteilen durch meinen Kopf. Da war sie also, die Panik. Ein ganz besonderes Geschenk.

Von einer zur anderen Minute war ich nicht mehr Herr über mich und meine Sinne und die Abwärtsspirale der schlechten Gedanken begann sich unaufhörlich in Richtung Todesangst zu schrauben.  Ich erinnere mich, wie ich mich ins Bett flüchtete, zitternd, alle Muskeln angespannt, in der Hoffnung etwas Ruhe zu finden. In den kommenden Tagen sollte es sich immer wieder wiederholen.

Ab der ersten Attacke war die Angst vor der Angst da. Lange verging kein Tag an dem ich nicht morgens aufwachte und erstmal durch meinen kompletten Körper schaute. Jede kleinste „Ungewöhnlichkeit“ konnte dazu führen, dass ich mir an dem bevorstehenden Tag nix mehr zuzutrauen vermochte.

Den Sommer 2010 wollte ich nutzen um mich auf mein bevorstehendes Studium vorzubereiten.  Doch an Stelle der Vorbereitung stellten sich mir immer mehr Zweifel, wie ich letztlich meinen kommenden Unialltag damit meistern sollte. Daraus reifte in mir die Erkenntnis, dass ich professionelle Hilfe benötige. Durch einen glücklichen Umstand fand ich relativ schnell einen Therapeuten der mich aufnahm und zu dem ich nach gewisser Zeit auch einen guten Draht fand.

Ich wollte nie Dinge nicht tun können, wegen der Krankheit. Das war meine größte Motivation für die Therapie und heute fühlt es sich so an, als könnte ich alle Dinge tun, doch immer wieder musste ich schmerzlich erfahren, dass es nicht immer so ist.

Im letzten Winter habe ich wieder angefangen Eishockey zu spielen. Es ist meine große Leidenschaft. Bis zu meinem 18. Lebensjahr hatte ich fast 12 Jahre durchgängig Eishockey in insgesamt zwei Vereinen gespielt, bis mir ein Pfeiffersches Drüsenfieber dazwischen kam und danach anderes wichtiger war: Leben, Freundin, Abitur. 4 Jahre vergingen in denen ich nur noch selten die Schlittschuhe schnürte. Hin und wieder zum öffentlichen Eislaufen und wenn der Winter es so wollte mal ein paar Tage mit Puck und Schläger auf dem See.

Im letzten Oktober traute ich mich also. Sogar ganz allein machte ich mich am frühen Morgen eines Freitags auf den Weg zur Eishalle und ja, es hat mir wirklich Spaß gemacht. Aber genießen konnte ich es bis auf ein paar wenige Momente nicht. Immer waren die Gedanken da: ist dir jetzt schwindlig? Wie fühlst du dich? Kippst du gleich um? Was machst du dann?

Das Eishockey ist nur ein Beispiel für viele andere vergleichbare Situationen. Aber gerade diese Leidenschaft nicht unbeschwert ausleben zu können, drückt auf die Lebensqualität.

Mittlerweile bin ich seit über 4 Monaten in Zürich und alle die mich mehr oder weniger gut kennen sind beeindruckt von mir. Viele die mich nicht kennen vielleicht auch. Einfach weg, in einer andere Stadt ohne Freunde und alles. Ich hatte von Anfang an ein gutes Gefühl dabei und die Zweifel kamen spät. Ich versuchte sie in den letzten Berliner Tagen mit Hilfe meines Therapeuten zu zerstreuen. Wollte am liebsten alles in Berlin lassen. Es hat leider nicht geklappt.

Ich musste endgültig einsehen: es ist ein Teil von mir. Es gehört zu mir und das wird so bleiben. In jeder Therapie die ich machen werde, kann es immer nur darum gehen, wie ich besser damit leben kann. Und ich habe eine riesige Motivation diesen Weg zu gehen. So lange daran zu arbeiten, bis ich gut mit der Krankheit auskommen kann. Das wird schwierig, das wird Zeit brauchen und Nerven kosten, aber das ist mir mein Leben wert.

Deswegen möchte ich es auch sagen. Möchte, dass die Menschen mich sehen wie ich bin. Möchte mich nicht für etwas schämen, wofür ich mich nicht schämen möchte. Weil ich mich sonst für mich schämen müsste und das brauche ich nicht, denn sonst würde es niemanden geben der mich mag, so wie ich bin.

Ich möchte mit diesem Text: mir aus der Seele sprechen, den Menschen danken die mich unterstützen und diesem Thema ein Gesicht geben.

Ich möchte vielen denen es ähnlich geht sagen: ihr seid nicht allein. Es gibt viele die sich oft auf der Arbeit über den Tag quälen, mit der Angst vor der Angst vor der Panikattacke.

Was ich nicht möchte: Mitleid. Auch wenn ich für all das was mich plagt nichts kann, weil die Ursachen in meiner Kindheit, Familie und Genen zu liegen scheinen. Ich möchte lieber eine ehrliche Meinung zu meinem Umgang mit der Krankheit.

Ich schaue trotz allem positiv in die Zukunft. Ich habe viele gute Menschen an meiner Seite, die mich unterstützen und ich habe einen Plan gegen die Machtlosigkeit gegenüber der Krankheit.

Vielleicht werde ich in Zukunft auch diesen Blog nutzen um weiter von mir und meinen Erfahrungen zu berichten. Keinesfalls wird das aber das einzige Thema hier sein, denn es gibt viel mehr Dinge die mich beschäftigen und nichts damit zu tun haben.

Nun habe ich mich entschieden diesen Text zu veröffentlichen. Es fiel mir nicht leicht. Ich denke jeder der selbst je von psychischen Krankheiten betroffen war, wird es verstehen. Man möchte nicht anders behandelt werden. In meinem Fall wäre es sogar kontraproduktiv. Niemand will über seine Krankheiten definiert werden.

Ich habe auch überlegt ob es für mein Leben der richtige Schritt ist. Der Text wird immer mit mir verbunden bleiben. Wird mir das zum Beispiel bei der Arbeitssuche auf die Füße fallen?

Ich habe mir diese Frage so beantwortet, wie ich sie mir immer beantworte wenn ich überlege jemanden davon zu erzählen: wer damit nicht klarkommt, der kann für mich in meinem Leben keine Bedeutung haben.

«Das absolute Glück»

Ist nicht nur ein Song von PeterLicht. Es ist erlebbar. So ähnlich ist es mir jedenfalls am vergangenen Wochenende passiert. Und um das Erlebte festzuhalten, möchte ich es in diesem digitalen Tagebuch verewigen.

Mein Wochenende begann früh an einem Freitag. Gegen 15 Uhr machte ich mich auf das unerträglich aufgeheizte Zürich zu verlassen. In Deutschland würde ich wohl nicht auf die Idee kommen noch nach der Arbeit 2 Stunden durch die Gegend zu gurken, aber genau solche Barrieren im Kopf wollte ich ja eben dort lassen.

Ich fuhr also mal wieder in Richtung Luzern zum Vierwaldstättersee. Damals im April sollte die Stadt und der See das erste Ziel auf meinen Schweiztouren sein. Die Erinnerung daran wird mich wohl immer wieder in diese Stadt treiben. Nur diesmal bleib Luzern eine Zwischenstation. Genau wie Stans, dass ich bis dahin nur von der Autobahn kannte, wobei mir allein auf dem kurzen Weg von Luzern nach Stans schon eines sehr klar wurde: dieser Ausflug wird sich lohnen.

Ich sollte recht behalten. Als ich in Buochs das Postauto verließ, empfing mich nicht nur ein wundervoller Blick auf den Vierwaldstättersee und die Berge drumherum, sondern auch noch ein junges Fräulein, welches meine Begeisterung Marke Honigkuchenpferd sichtbar nicht ganz einzuordnen wusste.

„Neuseeland“ – Vierwaldstättersee

An diesem Tag war klar, es könnte niemals nie einen besseren Ort geben um seinen Feierabend und den Start ins Wochenende zu genießen. Vor allen nicht nach 2 Runden in diesem klaren (ist ja klar, Schweiz und so) Wasser und auch nicht, nach dem Sonnenuntergang am «Hafen» von Beckenried. Und dank eines gefühlvollen Postauto-Chauffeurs fiel selbst der Abschied von diesen Orten und dem Fräulein gar nicht so schwer.

Beckenried

Nach diesem halben Urlaubstag war das Wochenende selbstverständlich noch nicht vorbei. Am Samstag ging es mit Benni und einem Freund zum ersten mal zum „Heimspiel Knyphausen“.

Seit 5 Jahren gibt dort der von mir überaus geschätzte Gisbert zu Knyphausen im Sommer an einem sehr familiären Abend Konzerte. Dieses Jahr gab es jedoch nicht nur die Premiere, dass ich dieser Veranstaltung beiwohnen durfte – was mir in den Jahren davor wegen Unikram immer verweigert blieb – nein, an diesem Samstag zeigte sich Gisbert jeweils nur kurz und ohne Gitarre auf der Bühne. Nach dem Tod von Nils Koppruch (RIP Nils 😥 ) und dem damit verbundenen Ende ihres Projekts «Kid Kopphausen» eine Pause, die wohl nur zu leicht zu verstehen ist… Aber auch ohne die Musik von ihm, wurde es ein wundervoller Abend. Daran konnten auch die drölfhundert Grad im Schatten nichts ändern. Im Gegenteil, was die Familie zu Knyphausen dort auf die Beine gestellt hat, sucht seines gleichen in der deutschen OpenAir-Landschaft. Und was soll schließlich noch schief gehen, wenn man eine grandiose Künstlerin wie Sophie Hunger mit Trompeten-, Chello- usw. Begleitung zur blauen Stunde auf die Bühne lässt?

Richtig. Nichts. Erst recht nicht, wenn eine Frau die sonst regelmäßig vor Hunderttausenden in Tokio oder New York spielt (Indirektes Zitat) sichtlich gerührt ist von den süßen 1.200 Gästen auf dem Weingut. Bauchkribbeln.

Heimspiel Knyphausen

Doch damit nicht genug. Es war ja erst Samstag. Ein Bier zwischen zwei Gewittern auf einem Feld im nirgendwo bei Darmstadt trennte mich noch von der am Sonntag anstehenden Tour de Odenwald und der Heimfahrt.

Letztere sollte diesen 2,5 Tagen den i-Punkt aufsetzen, als ich verschlafen am Zürcher HB bemerken musste, dass dort jemand auf mich wartet.  Jetzt bin ich knapp 4 Monate in dieser Stadt und werde am Bahnhof erwartet.

Dieses Wochenende bedarf keiner weiteren Worte.

(Obwohl. Doch: Emmanuel? Benni? Sarah? Rebi? Merci vielmal!)

 

Ein Wochenende zum ausschneiden und ins Tagebuch kleben. Von Freitag Feierabend bis Bett am Sonntag.
@Fritztram

4 Wochen

Gestern vor 4 Wochen startete mein Abenteuer Schweiz mit der aufregenden Zugfahrt von Berlin nach Zürich – ein Rückblick auf das erste Sechstel meiner Zeit hier.

Wenn ich in den vergangenen Wochen von Arbeitskollegen, Freunden und Verwandten gefragte wurde, ob ich schon angekommen sei und mich wohlfühlen würde, fiel mir immer wieder mein erster Freitag in Zürich ein. Wie ich am morgen kurz nach 7 auf dem Hönggerberg im Bus saß und mir auf einmal klar wurde „hej, das fühlt sich an wie jeden Tag – ganz normal – ganz wunderbar“. Spätestens in dieser Sekunde wusste ich: ja ich bin angekommen!

Es ist eigentlich gar kein besonderes Gefühl. Eher so wie ich es auch aus Berlin kenne. Eine Art „Zuhausegefühl“. Ein Hauch Vertrautheit, ein Spritzer Neues und ein bisschen Wohlfühlfeeling. Und es überrascht mich nicht. Als ich im September 2012 das erste mal in der Stadt war, hatte ich sofort den Eindruck hier könnte ich mich wohlfühlen. Der Eindruck kam mir bekannt vor, so hatte ich es auch 6 Monate vorher in Melbourne.

Nicht nur in der Stadt, auch auf meiner Arbeit setzte es sich fort. Sympathische Kollegen, gute Arbeitsatmosphäre und vor allen Aufgaben wie ich sie mir gewünscht hätte. Ohne aufgeblasenes Einführungstamtam bekam ich erste Aufträge, natürlich auch einige Praktikantenjobs draußen, aber hej, wie könnte man eine Stadt besser kennenlernen als täglich 8,5 Stunden ihr Nahverkehrsangebot zu planen?

Und wie könnte man ein Land besser für sich entdecken, als mit dem bereits angesprochenen GA… So war ich die ersten 4 Wochen schon sehr viel unterwegs. Zu viel um ehrlich zu sein. Reizüberflutung wäre das Wort, das ich als erstes in einem Assoziationsspiel zu „April“ herausposaunen würde. Deswegen gibt es an diesem Wochenende schlechtes Wetter und damit den besten Grund mal Zuhause zu bleiben und all die  schönen Dinge zu erledigen, für die ansonsten keine Zeit war: Fotos anschauen, hochladen, Blogposts schreiben, Freunden in der Heimat schreiben, kochen, gammeln, schlafen usw.

Neben Zürich am meisten beeindruckt hat mich bis jetzt Lausanne, so dass ich bereits zwei mal dort war. Ich würde am liebsten jeden zwingen der diese Stadt besucht, mit dem Zug aus Richtung Fribourg anzureisen. Der Zug kommt aus dem Tunnel und da ist er auf einmal, der Genfer See. Zwischen Weinbergen führt die Strecke hinab in die Stadt, es gibt wohl kaum ein schöneres „Tor zur Stadt“.

Luzern war allerdings die erste Station meiner Tour de Suisse und die anschließende Fahrt mit der Zentralbahn nach Interlaken ließ schon mal durchblicken was Menschen meinen, wenn sie sagen „die Schweiz ist das schönste Land Europas“. Ich werde es weiter erkunden.

Für meine Kamerafotos haben ich eigens ein Flickr-Album eingerichtet, in dem alle Schweiz-Fotos zusammengetragen sind.

Stay tuned!

Zwei Tage Zuhause

Angekommen bin ich in der Stadt, die ich mir ausgesucht habe für ein halbes Jahr mein Zuhause zu sein.

Nach einer aufregenden, nervenden, freudigen Fahrt mit der Deutschen Bahn, die doch 9,5 statt 8,5 Stunden dauerte, im Regen angekommen. Ich sollte mir das öfter antuen, meinten zumindest einige meiner Follower, die sich an meinen Tweets ergötzten, na ich weiß ja nicht…

In der WG überraschte mich die Leere. Sind wir doch eigentlich 6 Leute, aber es war niemand da, bzw. niemand zu sehen. Das sollte auch bis zum nächsten Abend so bleiben. Egal, ich hab ein gutes Gefühl hier. Ich konnte gut schlafen und gestern meine bereits letztens gekaufte Einrichtung aufstellen und langsam fühlt es sich an wie „mein Zimmer“. Was noch fehlt sind meine Fotos an der Wand, aber dafür werden sich in den nächsten Tagen Nagel, Hammer und Rahmen auftreiben lassen.

Morgen gehts erstmal zu meiner eigentlich Aufgabe hier: Praktikum. Die Vorfreude überwiegt die Aufregung. Dann gibts auch endlich mein GA!1!!!1einsdrölf!

 

Berliner Schnauze in Zürich

Zürichsee

Fast ein Jahr lang war hier nichts neues von mir zu lesen. Viel passiert ist trotzdem. Nun ist es aber mal wieder an der Zeit die 140 Zeichen zu überschreiten und einige Worte mehr zu verfassen.

Das Geräusch einer Spieluhr die aufgedreht wird – es folgt ihr Spiel. Dazu kommt die Melodie des Songs – Tele, Bye Bye Berlin.

So ähnlich sieht es in meinem Kopf aus, wenn ich an den kommenden Samstag denke. Ein halbes Jahr wird Berlin meine Heimat, aber Zürich mein Zuhause sein. Ein gutes Zuhause, davon bin ich heute schon überzeugt. Vier Tage war ich jetzt schon mal da in der vergangenen Woche und es hätte für mich nicht besser laufen können. Die erste WG die ich besichtigte, wollte mich gleich – so gab es nicht viel zu überlegen. Zu überlegen war dann nur noch „Wo bekomm ich Möbel her?“, „Was für ein Bett brauch ich?“ und vor allen „Wie bekomm ich das dahin?“. Die ersten Fragen sollten sich leicht klären lassen und für die letzte stand schon der IKEA Lieferservice bereit, aber manchmal kommt es besser als man denkt und so lies sich doch noch ein Auto auftreiben. Mit vereinten Kräften fand mein Einkauf den Weg in mein Zimmer, wo er jetzt darauf wartet von mir am Osterwochenende aufgebaut und dann benutzt zu werden.

So weit so schön, aber warum eigentlich Zürich, warum nicht näher dran oder weiter weg? Nun ich studiere seit einiger Zeit „Verkehrswesen“ an der Berliner TU und dazu gehört auch ein Praktikum, das ich in Zürich absolvieren werde. Ich will mir ein halbes Jahr lang anschauen wie „die Schweizer“ das so mit ihrem ÖPNV hinbekommen und selbst daran mitarbeiten. Der Ruf des Zürcher Nahverkehrs ist in Fachkreisen jedenfalls sehr gut und deswegen freue ich mich auch schon sehr darauf, hoffentlich einiges nach Berlin mitnehmen zu können.

Positiver Nebeneffekt: das Praktikum ist natürlich bezahlt und ich hab die einmalige Möglichkeit auf Schienen die ganze Schweiz zu entdecken. Denn: ein Teil meiner Vergütung beinhaltet ein sogenanntes GA, also ein Generalabonnement – in Deutschland Bahncard 100 genannt. Mit dieser schweizweiten „Mobilitätsflatrate“ stehen mir also Türe und Tore offen. Vorschläge für Ausflugsziele werden ab sofort überall wo ihr mich erreichen könnt, angenommen.

Verfolgen könnt ihr mich und meine Abenteuer auf den bekannten Kanälen Instagram und Flickr. Für letzteren ist noch ein Upgrade nötig, da ich aktuell leider nicht über eine richtige Kamera verfüge, nehme ich an Caschys Gewinnspiel teil. Er verlost nämlich 3 (DREI!!!11!1!einself!) Canon EOS 650D und die würde sich als 1. Reisebegleiter und 2. Werkzeug zum Füllen meines Flickr-Streams doch sehr gut eignen. Also drückt mir die Daumen, damit ihr bald schöne Fotos aus der Schweiz von mir anschauen könnt!

Zu guter Letzt bin ich @mmmatze und @rahelradisli zu besonderem Dank verpflichtet, die mich in Zürich super aufgenommen haben und nach besten Kräften unterstützt haben. Da sieht man mal wieder was Twitter alles kann. (<3)

„Ein Moment zum festhalten“ – Down South

Greens Pool with Elefant Rocks

Auch wenn es schon eine halbe Ewigkeit (gefühlt zumindest) her ist, der Vollständigkeit halber, jetzt also etwas zu der letzten Etappe.

Nach einem Tag in Perth machten wir uns auf den Weg „Down South“, also in den Süden Westaustraliens. Wieder mit einem Campervan, wie auf Tasmanien, fuhren wir pro Tag immer so an die 300 Kilometer von menschenleerem Traumstrand zu menschenleerem Traumstrand. Die ersten Tage ging es entlang des Indischen Ozeans, in dem man auch noch ganz wunderbar schwimmen konnte.

Erste Station war Mandurah, fast noch ein Vorort von Perth. Geprägt von einem großen Einkaufszentrum und den klassischen Suburbs. Am nächsten Tag ging es, vorbei am beeindruckenden Lake Clifton mit seinen Living Rocks, in Richtung Bunbury. Auf dem Weg lagen die ersten beiden menschenleeren Traumstände, Preston Beach und Myalup Beach.

Aber auch Bunbury hatte einen schönen Strand in Hafennähe zu bieten und ich weiß nicht, ob es einen schöneren Ort für ein gemeinsames Abendessen geben kann als dort. Wie kitschig.

Busselton Jetty

Weiter Richtung Süden, das längste Pier der südliches Hemisphäre und wahrscheinlich auch das teuerste. Irgendetwas um die 30 Dollar sollte man zahlen um die 1,8 Kilometer bis zum Ende und zurück laufen zu dürfen. Wir hatten dann doch besseres vor. Trotzdem beeindruckend, wie weit diese überdimensionierte Seebrücke in den Ozean ragt, das Ende konnte man kaum erahnen.

In Busselton begann dann die Caves Road der wir bis nach Augusta entlang des Indischen Ozean folgen sollten. Ein kurzer Abstecher zum Cape Naturaliste war zwar nicht so ergiebig, dafür aber die beiden Strände auf dem Weg dorthin. Zum einen die Bunker Bay, an der wir einer Hochzeit beiwohnten und zum anderen den Bilderbuchstrand Meelup Beach. Aber der schönste Strand an diesem Tag sollte noch folgen. Viel hatten wir vorher schon von ihm gehört. Joyce, die Gastmama von Marie in Perth, betonte immer wieder wie schön es dort doch sei und dass dies der absolut schönste Strand im Süden wäre. Entsprechend groß war natürlich die Erwartungshaltung, gerade nach den anderen tollen Stränden, die wir davor schon besuchten.

Injiadup Beach

Keine Enttäuschung. Der erste Blick über die Bucht war schon grandios. Aber auch ein Blick in die andere Richtung, zur Steilküste lohnte. Fast schon ein bisschen zu viel von „so stellte ich mir immer australisches Farmland vor“. Zum richtigen Strandzugang mussten wir nochmal ein Stück mit dem Auto fahren. Der Strand liegt sehr abgeschieden und in der Nähe gibt es auch nur eine kleine Ferienanlage.

Injiadup Beach Panorama

Wie so oft ist der Strandzugang eine Holztreppe, die sich durch die Düne herunter zum Strand bahnt. Wobei ich hier fast das Gefühl hatte, die Treppe sei nur dafür gebaut, um den Moment noch eindrucksvoller zu machen, als er eh schon ist. Der riesige Strand, den wir uns mit 3 anderen Leuten zu der Zeit teilten, gipfelt in einer Sanddüne, die hoch ist. Keine Ahnung wie hoch, aber wahrscheinlich sehr hoch für eine Sanddüne und so konnten wir nicht widerstehen und mussten „den Gipfel“ erklimmen.

ein unbeschreibliches Gefühl

Eines der Australienerlebnisse, die ich wohl nie vergessen werde. In der untergehenden Sonne, auf der Düne. Ein Moment zum festhalten.

Alles was an den Tagen danach kam, sollte erstmal im Schatten stehen. Aber die Weinberge um Margaret River herum und die Mündung in den Ozean, aber auch die Delfine in der Hamelin Bay waren etwas besonderes. Eine Nacht verbrachten wir am Black Wood River, der uns mit einem wundervollen Sonnenaufgang verwöhnte.

Cape Leeuwin Lighthouse

Am Cape Leeuwin verabschiedeten wir uns fürs erste vom Indischen Ozean. Es ging einige Hundert Kilometer durch menschenleere Wälder in Richtung Osten. In Pemberton, einer Zwischenstation, standen wir vor einem 62 Meter hohem Baum, den man bis in die Krone betreten konnte. Aber bis auf ein paar Alibifotos reichte unser Mut leider nicht, um ganz hoch zu klettern.

Der nächste größere Ort – Walpole – sollte Schauplatz einer einmaligen Begegnung werden.

Auf einem Caravanpark, bzw. auf dem Rückweg von einem, wurde ich gezwungen sofort unseren Campervan zu stoppen, denn da stand es: mein erstes Känguru. Lebendig und halbwegs wild. Fast 4 Wochen waren wir unterwegs und nirgendwo hatte ich vorher eins zu Gesicht bekommen und dann wollte es der Zufall so. Es sollte nicht das letzte gewesen sein.

Was aber erstmal folgte, war das zweite große Highlight der Tour durch Westaustralien, wenn nicht sogar das Highlight der kompletten Reise: Greens Pool und die Elefant Rocks. Völlig ahnungslos was uns erwarten würde, steuerten wir noch relativ früh am Tag den Nationalpark an und wieder empfang uns eine Holztreppe hinab zum Strand. Allein dieser Blick muss auf uns so nachhaltig gewirkt haben, dass wir es nicht vollbrachten, von dort ein Bild zu machen. Egal, es gibt genug andere.

Greens Pool

Elefant Rocks

Keine Frage, hier mussten wir bleiben, länger als an allen anderen Orten die wir sonst besuchten. Es sollte zugleich auch der letzte zauberhafte Ort dieser Reise werden. Der Ocean Beach bei Denmark ist zwar auch sehr schön, aber toppen konnte er es nicht und auch die Nacht am Cosy Corner Beach vermochte das nicht.

Was nochmal als sehr einprägsam auf der ganzen Reise folgen sollte, war der Weg nach Albany, das Ziel unserer Tour. Von dort traten wir über den Albany Highway mit seinen Road Trains die Rückfahrt nach Perth an.

Ein ganzes Feld voller wilder und sehr scheuer Kängurus, die dann nach einigen Minuten auch im nächsten Wald verschwanden.

So verabschiedete sich der Kontinent bei mir auf eine unvergessliche Art.

Es war die schönste Zeit meines bisherigen Lebens und dafür möchte ich allen Menschen danken, die dies ermöglicht haben, aber auch denen die mich unterstützt haben, die mir die Zweifel aus dem Kopf vertrieben haben.

Ich wünschte, jeder von euch könnte so etwas mal erleben und ich kann es jedem nur von Herzen empfehlen.

Bye Bye Australia!

Melbourne – das Berlin am Meer

Eine Woche nach Sydney flogen wir nach Melbourne. Dort erfuhren wir die gesamte Zeit die Gastfreundschaft von Josefine – ein Berliner Orijinal wie wir. Darum an dieser Stelle noch kurz herzlichen Dank für die Zeit bei dir!

Aber reden wir nicht weiter um den lauwarmen Brei: Melbourne hui, Sydney pfui – das war schnell klar. So stelle ich mir eine Stadt vor: Leben. In der „eigentlichen“ Stadt, aber auch drumherum in den Suburbs. Diese verdienen auch wirklich ihren Namen, denn dort geht es wirklich noch „urban“ zu. Wir wohnten im Stadtteil Brunswick und dort gibt es zum Beispiel mit der Sydney Road noch eine richtige Geschäftsstraße wie man sie aus deutschen Städten kaum noch, bzw. wie man sie aus klassischen Suburbs überhaupt nicht kennt. 1-0 für Melbourne.

Straßenbahn. Dass ich ein Fan dieses Verkehrsmittels bin, sollte schon aufgefallen sein. Schon allein weil Melbourne das größte Netz der Welt beheimatet: 2-0 für Melbourne. Aber auch weil dieses Verkehrsmittel in der Stadt eine unglaubliche Urbanität schafft. In jeder größeren Straße ist sie im Minutentakt unterwegs, spuckt die Leute auf die Straßen und sammelt sie wieder ein. Für Touristen gibt es eine besondere Attraktion, die CityCircleTram. Eine mit historischen Wagen betriebene Linie, die die Innenstadt einmal umkreist und kostenlos ist. 3-0

Formel 1 - Federation Square

Den Federation Square gegenüber der Flinders Street Station hatten wir auch schnell ins Herz geschlossen. Sehr belebt, aber trotzdem ein Ort zum Abschalten, mitten in der Stadt mit einem tollen Blick auf die Skyline. 4-0. Dort schauten wir uns auch das Ende des Formel1-Rennens an. Auch wenn wir nicht live vor Ort waren, ein ganz besonderes Erlebnis: das Rennen mit dem Originalsound zu sehen, der sich über die gesamte Stadt verteilt. Ein paar Meter entfernt konnten wir uns auch von der australischen Konzertkultur überzeugen, die der deutschen mind. in nichts nachsteht: Das Bombay Bicycle Club Konzert bewies uns, dass die Jungs nicht nur in Berlin gut abgehen.

In der Nähe der Rennstrecke und entspannt mit der (ja was wohl?!) Straßenbahn zu erreichen, liegt St. Kilda mit seinen Palmen, Bars und Stränden. Nach 20 Minuten Fahrt aus dem Zentrum hatten wir das Gefühl, wir steigen im Urlaub wieder aus.

Klar, in Melbourne fehlt irgendwie die große Sehenswürdigkeit, die man schon aus Deutschland kennt. Da ist eigentlich nur der Albert Park ein Begriff, in dem der Große Preis von Australien ausgetragen wird. Aber im Gegensatz zu Sydney wartet keine große Brücke oder eine weltbekannte Oper. Ich glaube gerade das macht ein Stück weit auch den Charme von Melbourne aus, keine großen Erwartungen bei der Ankunft. Es ist mehr die Neugier herauszufinden, was hinter dem Melbourne steckt, von dem viele so schwärmen. So entdeckt jeder die Stadt auf seine Art.

Der Abschied fiel selbst nach der kurzen Woche schwer, obwohl es wie aus Eimern regnete. Doch wie ein Zeichen riss kurz vor dem Start der Himmel auf und so hatten wir einen wunderbaren Start.

In den 7 Tagen konnten wir die Stadt auch abseits der touristischen Pfade erleben und nicht nur deswegen fühlte ich mich dort sehr heimisch. Heimisch obwohl ich tausende Kilometer entfernt von meiner absoluten Nummer 1 – Berlin – war. Ein Gefühl, das ich bis jetzt noch in keiner anderen Stadt hatte. Trotzdem wird Melbourne nie an Berlin vorbeikommen, obwohl es am Meer liegt – Berlin am Meer.

Bye Bye Melbourne

Tasmanien

Tassi – wie die Australier liebevoll Tasmanien nennen – ist eine Insel, die südöstlich von Australien liegt. Im Vergleich mit  Australien wirkt sie fast winzig, ist aber größer als Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern zusammen und bietet somit also schon mal genug Raum, der entdeckt werden will. Tasmanien ist durch die Nähe zur Arktis nicht der wärmste Bundesstaat Australiens, aber wir sollten selbst im März Glück mit dem Wetter haben. Einmal Regen zählten wir in den 7 Tagen, die wir auf dieser Station unserer Reise hatten.  Zwischen 18 und 23 Grad lagen die milden Temperaturen, je nach dem wie viele Wolken sich am Himmel zeigten.

Mit einem der Silberpfeile von Jetstar erreichten wir am 7. März Launceston, die zweitgrößte Stadt Tasmaniens, die etwas nördlich/zentral auf der Insel liegt. Von dort aus begannen wir unsere Tour mit einem Campervan.

Am ersten Tag ging es von Launceston aus den Tamar River Richtung Mündung in den Norden. Durch das wundervolle „Tamar Valley“ mit seinen zahlreichen „Winerys“. Bei einer genehmigten wir uns eine Flasche des örtlichen Rieslings, der bis nach Melbourne unser Begleiter sein sollte.

St. Columba Falls

Das erste Highlight sollten die St. Columba Falls werden, einer der Tourispots auf Tasmanien. Dementsprechend „viele“ Leute waren dort, was jetzt aber nicht heißt, dass dort stündlich 5 Busse knipsender Japaner ankamen. Der Tourismus auf Tasmanien ist trotz seiner hohen wirtschaftlichen Bedeutung ein sehr sanfter, jedenfalls wenn man manch deutsche Verhältnisse gewohnt ist.

Der Wasserfall selbst war schon beeindruckend, aber jetzt nichts was größerer Bedeutung zugemessen werden sollte. Ich empfand den Spaziergang dorthin eher als besonders, war es doch das erste mal, dass ich mich in einem Regenwald befand. Ein anderen Wasserfall, nicht so hoch aber dafür sehr abgeschieden, entdeckten wir auf der Weiterfahrt. Mehr als eine Stunde verbrachten wir dort an wunderbaren Pool, allein im Regenwald – unvergesslich.

Ein absolutes Highlight Tasmaniens, wenn nicht sogar das Highlight dort überhaupt, sollte folgen: die Bay of Fires. Der erste Strand an der Ostküste, die wir die nächsten Tage weiter Richtung Süden befuhren.

Bay of Fires

Campen wie Gott in Australien oder so. 2-3 Meter Düne trennten uns von der Brandung an einem der feinen Sandstrände der Bay of Fires. Meerblick und Meeresrauschen inklusive, für kein Geld der Welt, ein kostenloser „Campsite“. Meist nur mit einer öffentlichen Toilette ausgestattet, oft auch als Plumsklo, aber immer in einem nutzbaren Zustand, gibt es über den ganzen Kontinent verteilt diese kostenlosen Möglichkeiten zum Übernachten.

In der Morgensonne bewies die Bay dann woher sie ihren Namen hat. Die Steine/Klippen an denen sich das Meer bricht,  weist eine beeindruckende rote Färbung auf. Es sollte auch nicht das letzte mal gewesen sein, dass wir dieses Phänomen beobachten. An weiteren Traumstränden Richtung Süden sah es ähnlich aus, aber nie ganz so intensiv wie an der Bay of Fires.

Das Motiv der wohl am meisten verkauften Postkarte Tasmaniens ließen wir spontan aber bewusst aus: die Wineglassbay wartet auf einen zweiten Besuch auf Tasmanien von uns. Stattdessen ging es zum „9 Mile Beach“ von dem es einen schönen Blick auf die Halbinsel Freycinet gibt, die in ganzer Ausdehnung den gleichnamigen National Park bildet.

Einige 100 Kilometer später sollte ein wenig Abenteuer folgen. Nach einer Rast am grandiosen „Spring Beach“ ging es über eine mind. 30 Kilometer lange Schotterpiste durch einen der Tasman National Forests in Richtung Port Arthur. Abenteuerlich deswegen, weil die meisten Campervans eigentlich nicht auf Schotterpisten fahren soll und man mögliche Reperaturkosten selbst tragen darf. Aber das musste uns mal egal sein.

Selten so eben: Schotterstraßen in Australien

An dieser Stelle ein Hinweis für mögliche Nacharmer: Lasst euch nicht von den ersten Kilometern täuschen! Zu Beginn einer jeder Schotterpiste denkt man sich „ach die ist doch super, da können wir ja mit 60-70 km/h fahren“ – Pustekuchen! Spätestens dann graben sich kleine Rillen in die „Straße“ die Fahrzeug und Fahrgäste bis ins letzte Teil durchrütteln. Da hilft eigentlich nur schnell drüber weg … trotzdem brauchten wir über eine Stunde für die 30 Kilometer. Aber ein toller Lookout entschädigte zwischendurch für das Durchrütteln.

Der südlichste Punkt unserer Reise und damit auch der südlichste Punkt den ich je auf der Erde erreicht habe, sollte das kleine Örtchen Port Arthur werden. Port Arthur bildete die größte Strafkolonie Australiens, besteht daher also fast ausschließlich aus den Ruinen des Gefängnisses.

Die Nacht verbrachten wir in einem Nationalpark ebenfalls auf der „Tasman Peninsula“ (Halbinsel). Durch die Nähe zu Hobart empfingen wir dort auch die ersten Mobilfunksignale seit dem wir das Tamar Valley verließen. Am „Eight Hours Day“ (so heißt auf Tasmanien der Labour Day, warum auch immer) ging es weiter in die Hauptstadt Hobart, die allerdings wie ausgestorben nicht besonders viel Charme versprühte.

Am Tag darauf ging es leider schon wieder zurück nach Launceston. Wir wählten den historischen Tasman Highway, der die beiden größten Städte durch das Landesinnere verbindet und einige Nebenstraßen um uns auch einen Eindruck dieser eher trockenen Region zu machen. Hier bewies Tasmanien ein letztes mal, warum ich es so schnell in mein Herz geschlossen habe: Vielfalt. Ich glaube kein australischer Bundesstaat hat auf so einer „kleinen“ Fläche eine derart große Vielfalt natürlicher Schönheiten zu bieten wie Tasmanien. Darum halte ich einen Besuch für die Pflicht eines jeden Australienreisenden.

Gerne hätten wir noch die raue, fast unbesiedelte Westküste mit ihren bis zu 1600 Meter hohen Erhebungen und ein wenig mehr vom Norden bereist, aber dafür wäre mindestens eine weitere Woche nötig gewesen. So ging es mit einem kurzen und um Stunden verspäteten Flug zurück aufs „Festland“ nach Melbourne. Aber dazu demnächst vielleicht mehr.

Frederick Henry Bay

Sydney

1. März 2012, 20:30 Uhr Ortszeit: meine erster Schritt auf dem roten Kontinent. Welcome to Terminal 1 Kingsford Smith International Airport – Sydney. Die ersten beiden Tage regnet es fast ununterbrochen. Aber grau in grau war ich ja aus Berlin gewohnt.

Oper grau in grau hinter Gittern

Fazit nach 2 Tagen: so toll ist Sydney gar nicht… aber als sich die Sonne mal wieder zeigte, sollte sich dieser Eindruck ein wenig relativieren. Trotzdem sei erwähnt: Sydneys Attraktionen sind nicht ohne Grund Habour Bridge und Oper, denn wirklich mehr bedeutendes gibt es nicht. Hatte ich mir irgendwie anders vorgestellt. Unbestritten, die Oper muss man bei einem Australienbesuch unbedingt mal live gesehen haben. Ein beeindruckendes Gebäude, das man kaum so fotografieren kann, wie es sich einem in Realität präsentiert. Auch die Habour Bridge ist beeindruckend, aber letztlich auch nicht mehr als eine große Brücke.

Ein Highlight war die ziemlich große Chinatown, die aber auch nicht mehr besonders authentisch wirkte. Die große Markthalle in der Innenstadt gab einen ersten Vorgeschmack auf die australische Marktkultur. Eine Kultur die ich mir durchaus wieder in Berlin wünschen würde…

Monorail, Tram, Market

Der Eindruck, dass Sydney nicht die tollste Stadt bleiben sollte, wurde 2 Wochen später bestätigt. Dazu mehr in einem folgenden Blogpost.

Weitere Bilder aus Sydney bei Flickr.